Rückblick

Ein Diskussionsabend am 28. Oktober 2009 im Vorlauf zur GG2
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Frank
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Rückblick

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Eltern müssen wissen, was gespielt wird

Für die einen ist es bloße Zeitverschwendung und ein Konkurrent zu schulischen Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen, für die anderen das Tor zu einer neuen multimedialen Welt, die soziale Kontakte und persönliche Fertigkeiten eher fördert als verhindert: „Sinnlos zocken und doch was lernen!?“ lautete der Titel des Gesprächsabends am 28.10. zum Thema „Computerspiele“. Das Gockel Gaming Team hatte in Zusammenarbeit mit dem Referenten für Gesellschaftliche Verantwortung des Dekanats Boris Slamka im Rahmen der Gesprächsreihe „Evangelisch betrachtet“ Fachleute und Interessierte eingeladen.
Bild Vor allem die Argumente von Eltern und „Gamern“, also Computerspielern, machten die Spannungsfelder deutlich, in denen sich auch die Auseinandersetzung in Familien um die Vorherrschaft über den Computer abbilden. „Es ist ein ständiger Kampf“, schilderte eine Mutter den Konflikt zwischen realen Schulleistungen und virtueller Freizeitbeschäftigung.
Klar ist: Es gibt weder „das Computerspiel“, noch den typischen Spieler, erklärten der Rödermärker Martin Müller und Patrick Schönfeldt vom Verband für Deutschlands Video- und Computerspieler. Der Zusammenschluss der deutschen „Gamer“ wurde erst im Juli dieses Jahres gegründet und zählt bereits annähernd 1000 Mitglieder. Neben Interessenvertretung und Beiträgen zur politischen und gesellschaftlichen Debatte gehen die Verbandsvertreter auch an Schulen und in Jugendeinrichtungen und informieren Lehrer, Eltern und Jugendliche vor Ort über die Inhalte dieser für viele fremden virtuellen Welt.
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Sie plädierten vor allem für mehr Offenheit und Interesse von Seiten der Eltern an den Online-Aktivitäten ihrer Kinder, gleichzeitig aber sehr wohl für die Verantwortung: Altersfreigaben und konkrete, aber flexibel angewandte Absprachen über die spielerische Nutzung des PC vor allem in der Pubertät halten erfahrene Gamer für essenziell. Viele, vor allem junge Gamer hätten auch selbst ein Interesse, mit ihren Eltern darüber ins Gespräch zu kommen. Das erfordere Fingerspitzengefühl, denn vor allem für Jugendliche heißt die Benutzung von PC und Internet auch: Privatsphäre und Selbstinszenierung. Beide seien, so der Ober-Rodener Gemeinde- und Medienpädagoge Frank Daxer, wichtig für die Persönlichkeitsbildung.
Bild Vor einer zu frühen und unkontrollierten Nutzung des Mediums Computerspiel warnte auch Werner Damm: „Eltern müssen nicht selbst spielen, aber die Spiele kennen“ und ihre Kinder anleiten, die Balance zwischen virtueller und realer Welt zu halten. Der Pädagogische Leiter der Nell-Breuning-Schule, selbst Vater von vier Söhnen, steht den Argumenten der Online-Generation kritisch gegenüber. Er warnte unter anderem vor der Gefahr, in Abhängigkeit zu geraten. Auch Damm sieht die Verantwortung hauptsächlich bei den Eltern: „Lehrkräfte haben weder die Fachkompetenz noch ausreichend Zeit, sich mit dieser Problematik auseinanderzusetzen. Vielmehr seien Schule und virtuelle Spielewelt „getrennte Lebenswelten, die immer weiter auseinanderdriften“.
Hintergrund des Gesprächsabends war die zweite Auflage der „Gockel Gaming“, der LAN-Party der Evangelischen Jugend, die vom 14. auf den 15. November stattfand.

Kai Fuchs (eÖa), Frank Daxer
Frank
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Zocken in der Kirche
Rödermark Geplante LAN-Party für Computerspieler sorgt für Diskussionen

Von Maurice Farrouh

Für viele Jugendliche in Rödermark ist es eines der Highlights des Jahres, für manche Eltern Anlass zur Sorge: In wenigen Tagen steigt das „Gockel-Gaming“. Ein Wochenende lang vernetzen junge Leute auf der LANParty der Evangelischen Jugend Ober-Roden ihre Computer, um sich in die virtuellen Abenteuer beliebter Spiele zu stürzen. Weil sie wissen, dass das Thema umstritten ist, suchen die Organisatoren schon im Vorfeld den Dialog mit skeptischen Eltern und Pädagogen. Dazu haben sie eine Podiumsdiskussion veranstaltet, bei der Fachleute, Spieler und Eltern miteinander ins Gespräch kommen sollten. „Mit diesem Rahmenprogramm wollen wir eine Plattform für einen Austausch zwischen Eltern und jugendlichen Spielern schaffen“, sagt der Ober- Rodener Gemeinde- und Medienpädagoge Frank Daxer, der die Netzwerkparty im Gemeindehaus mitorganisiert.

Sorge um die Schulnoten
Dabei sei deutlich geworden, dass Vorbehalte gegenüber Computerspielen unter den anwesenden Eltern besonders in der Sorge um den Schulerfolg ihrer Zöglinge begründet seien. Allzu verlockend sei die spielerische Konkurrenz zu Hausaufgaben und Klausurvorbereitungen. Wie eine Mutter es an dem Diskussionsabend ausdrückte: „Es ist ein ständiger Kampf.“ Auf der anderen Seite forderte Patrick Schönfeldt vom Verband der Video- und Computerspieler in der Diskussion Eltern zu mehr Offenheit und Interesse für die Aktivitäten ihrer Kinder an Computer und Spielkonsole auf. Vor allem jüngere Spieler hätten ein Interesse daran, mit ihren Eltern ins Gespräch über ihr Hobby zu kommen. „Das erfordert Fingerspitzengefühl“, sagt Pädagoge Daxer. Denn einerseits sollten Eltern zwar darauf achten, dass ihre Kinder nicht zu viel Zeit vor dem Bildschirm verbringen und dass sie nur Titel für ihre Altersgruppe in die Hände bekommen. Andererseits müssten sie ihnen aber auch Freiräume für „Privatsphäre und Selbstinszenierung“ lassen.

Warnung vor der Sucht
Vor einer möglichen Suchtgefahr durch Computerspiele im Internet warnt indessen der pädagogische Leiter der Nell-Breuning-Schule, Werner Damm. Laut entsprechender Studien zeige jeder zehnte Spieler Anzeichen von Suchtverhalten. „Viele Spiele sind darauf angelegt, ihre Nutzer für möglichst langes Durchhalten zu belohnen“, so Damm. Außerdem sei der soziale Druck durch Spieler- Cliquen immens. Die Verantwortung sieht er ausschließlich bei den Eltern. „Lehrkräfte haben weder die Fachkompetenz, noch ausreichend Zeit, sich mit dieser Problematik auseinanderzusetzen.“ Eltern müssten zwar nicht selbst spielen, um die Aktivitäten ihrer Kinder bewerten zu können. „Aber sie sollten die Spiele kennen.“
Daxer hingegen findet es wichtig, dass Kinder früh den eigenverantwortlichen Umgang mit Unterhaltungsmedien lernten. „Das gehört zur Entwicklung dazu.“

Frankfurter Rundschau, 11.11.2009
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